Bericht 2012

Am Wochenende 26.10.2012 bis 28.10.2012 fand der Westwalltag 2012 statt.

Am Freitag, 26.10.2012, trafen sich die Teilnehmer vor dem Artilleriewerk Schoenenbourg der Maginot-Linie. Das Wetter war an diesem Tag trocken und kühl. Trotz des Bekanntheitsgrades des Werkes kamen zahlreiche Teilnehmer, da neben der Besichtigung des gesamten Werkes auch eine Begehung des normalerweise nicht zugänglichen unterirdischen Großunterstandes "Grassersloch" lockte. Dieser aus zwei Eingangsbauwerken und einem unterirdischen Kasernenteil bestehende Unterstand wurde ohne Licht nur mit Taschenlampen ausführlich begangen. Der Unterstand war wie die großen Werke mit einem Kraftwerk, einer Küche, einer Lüftungszentrale und den Unterkunftsräumen der Besatzung ausgestattet. Diese hatte im Ernstfall die Aufgabe, im Unterstand feindlichen Beschuss zu widerstehen und daran anschließend den Infanteriekampf im Festungskampffeld zu übernehmen.

Abbildung 1 Werksoberfläche F-Wein_klein

Die Oberfläche des Artilleriewerkes Schoenebourg lässt heute die Mondlandschaft nach dem Beschuß im Juni 1940 nicht mehr erahnen. (F. Wein)

Nach der Mittagspause unter freiem Himmel wurde das Artilleriewerk Schoenenbourg in vollem Umfang besichtigt. Zunächst ging es unterirdisch zum Block 1, einem Infanterieblock mit Schußrichtung Westen. Dort erfolgte der Ausstieg auf die Werksoberfläche. Hier konnte die Gruppe die Abmessungen der Blocks, deren oberirdisches Erscheinungsbild sowie die Ausdehnung des Werkes in Augenschein nehmen. Der Blick ging dabei auch zum Hochwald, der das nächste große Werk in Richtung Westen beherbergt sowie nach Osten in den Abschnitt der Maginot-Linie, indem die 246. Infanteriedivision 1940 versuchte, die Bunkerlinie zu durchbrechen. Diese Kämpfe führten dazu, daß das Artilleriewerk Schoenenbourg das am stärksten beschossene Werk der Maginot-Linie wurde. Nach dem Besuch der Oberfläche ging es unterirdisch weiter. In drei Gruppen wurden die Kampfblocks erkundet. Dabei waren nicht nur deren technische Ausstattung sondern auch die zahlreichen Wandmalereien interessant, die während des Sitzkrieges entstanden. Nach einem Besuch des rückwärtigen Teils mit der Kaserne und dem Kraftwerk endete dieser umfangreiche Besuch. Die Teilnehmer bedankten sich bei Ihren Begleitern der AALMA für die ausführliche und interessante Führung durch das Werk.

Abbildung 2 Wandmalerei F-Wein_klein

Mit solchen Wandmalereien vertrieben sich französischen Festungs-Soldaten die Zeit während des Sitzkrieges. (F. Wein)

Am Abend ging Frau Barbara Kiesow, eine Mitarbeiterin des Bundesarchivs-Militärarchiv in Freiburg, in einem interessanten Vortrag auf die Archivarbeit ein. Sie stellte dabei das Bundesarchiv, die Möglichkeiten der (Online-) Recherche sowie die Archivbestände vor. Bei einem reichhaltigen Pfälzer Buffet klang der Abend mit zahlreichen Fachgesprächen aus.
Der Samstag begann naß und kalt. Unter sachkundiger Führung von Patrice Wijnands, der die verschiedenen Westwall-Bauwerke anhand seiner Zeichnungen im Bauwerks-Katalog des Exkursionsführers genau erklärte, konnten in anspruchsvollem Gelände zahlreiche interessante Anlagen besichtigt werden. Eigentlich Regelbauten wurden sie durch aufwendige Hangsicherungen und - überdeckungen zu besonderen Bauwerken. Trotz der Sprengungen konnten ihre Strukturen aufgezeigt werden. Ein Beobachter im Sandsteinfelsen, Mehrschartenstände sowie Wasserbecken, die eigens für die (Lösch-) Wasserversorgung der umliegenden Westwallanlagen gebaut wurden, rundeten das Besichtigungsprogramm ab.

Abbildung 3 Mehrschartenstand H-Zapp_klein

Solche Mehrschartenstände wurden im Pfälzer Wald immer wieder gebaut. (H. Zapp)

Trotz des widrigen Wetters hielten zahlreiche Teilnehmer der Begehung bis zu deren Schluß durch. Sie wurden alle mit einer anschließenden warmen Dusche in den Unterkünften belohnt. Den abendlichen Vortrag hielt Walter Stutterich. Er ging auf die ökologische Bedeutung der (gesprengten) Westwall-Bunker ein. Seit den 70er Jahren beobachtet er die Natur in und um die Bunker herum. Sein dabei erworbenes Wissen brachte er u.a. in die Ausstellung "Grüner Wall im Westen" des BUND Rheinland-Pfalz ein. Nach dem Vortrag gab es wie am Vortag ein reichhaltiges Buffet.

Abbildung 4 Felsen mit WW und Regenschirm H-Zapp_klein

Selbst Felsformationen wurden beim Bau des Westwalls als Standort von Bauwerken herangezogen. Den Teilnehmern des Westwalltags 2012 dienten sie jedoch auch als Unterstände vor dem schlechtem Wetter. (H. Zapp)

Über die Nacht hatte es geschneit. Dafür war das Wetter am Sonntag, 28.10.2012, trocken aber kalt, Am Treffpunkt Drei Eichen zwischen Böllenborn und Oberotterbach lag Schnee. Der Treffpunkt mit dem gleichnamigen Wanderparkplatz ist Ausgangspunkt eines Westwall-Wanderwegs. Durch Manfred Mizkunaz wurde die Gruppe in die verschiedenen Westwall-Wanderwege in dieser Gegend, in die hier gebauten Bauwerke sowie in die Kampfhandlungen zwischen Dezember 1944 und März 1945, als US-Truppen hier den Westwall durchbrachen, eingewiesen. Dafür konnte die eigens für den Westwall-Ausbau errichtete Pionierstraße genutzt werden.

Abbildung 5 Drei Eichen F-Wein_klein

Der Parkplatz Drei Eichen ist Ausgangspunkt eines Westwall-Wanderweges.
(F. Wein)

Anschließend konnte das Westwall-Museum Bad Bergzabern ausführlich besichtigt werden. Dort haben Hans Fuchsgruber und sein Nachfolger und derzeitiger Bunkerbetreuer Manfred Mizkunaz in Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Bergzabern drei von vier Geschützständen zu einem sehenswerten und informativen Besichtigungspunkt ausgebaut. Mit dem vierten Bunker war dies leider nicht mehr möglich, dieser fiel noch während der Unterschutzstellung dem Hydraulikmeisel zum Opfer. Nach der Besichtigung des Westwall-Museums begaben sich die Teilnehmer zunächst an das Weintor bei Schweigen. Hier wurde ihnen die Geschichte dieses Bauwerks, das in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entstand, aufgezeigt. Der Ausblick Richtung Süden eröffnete das abschließende Thema des Westwalltags 2012: Die Schlacht bei Weißenburg und am Gaisberg zu Beginn des deutsch-französischen Krieges von 1870/71. Unter sachkundiger Führung von Manfred Mizkunaz und Thomas Eck wurde die Turko-Mauer in Altenstadt sowie das Schlachtfeld am Gaisberg mit seinen französischen und deutschen Denkmälern besichtigt.

Abbildung 6 Gaisberg F-Wein_klein

Das Schlachtfeld des Krieges 1870/71 auf dem Gaisberg südlich Weißenburg ist Standort zahlreicher Denkmäler. (F. Wein)

Mit einem Ausblick auf den Westwalltag 2013, der voraussichtlich vom 25.10. bis zum 27.10.2013 im westlichen Teil des Pfälzer Waldes stattfindet, schloss der Westwalltag an dieser historischen Stätte.

 

Für die Arbeitsgemeinschaft Westwalltag: Friedrich Wein

nach oben

 

Westwalltag_Nnbanner