Bericht 2008

Westwalltag 2008

Der Westwall auf den Spicherner Höhen und dem Würzbacher Berg

 

Ende Oktober trafen sich über 60 Festungsforscher aus dem In- und Ausland beim Westwalltag 2008. Die weiteste Anreise hatte eine  vierköpfige Delegation aus Polen.  Ziele der dreitägigen Exkursion waren der „Äußere Ring“ der Festung Metz, die Spicherner Höhen sowie der Würzbacher Berg bei Blieskastel.

 Nachdem es in den Tagen zuvor noch geschneit hatte, empfing die Festung Metz die Teilnehmer bei schönem aber kaltem Herbstwetter. Der Freitagmorgen war der Feste Wagner, der einzigen öffentlich zugänglichen Feste der Festung Metz, gewidmet. Unter fachkundiger Führung durch die örtliche Vereinigung A.D.F.M. konnten alle Bestandteile der Feste ausführlich besichtigt werden. Höhepunkte waren dabei die 15 cm- und die 10 cm-Turmbatterien, in denen die in aufwendiger Arbeit ausgetauschten Türme betrachtet werden konnten. Die ursprünglich eingebauten Türme dieser Batterien waren nach dem Krieg von Schrotthändlern ihrer Geschütze beraubt worden. Die A.D.F.M. konnte mit Genehmigung der Armee seit 2004 zwei 15 cm-Türme und einen 10 cm-Turm in anderen Festen aus- und in der Feste Wagner wieder einbauen. Ein Besuch dieser Feste lohnt sich jetzt erst recht.

10 cm lang klein

 

Nach der Mittagspause ging es zur Feste Prinzregent Luitpold, die sich etwa drei Kilometer östlich der Feste Wagner befindet. Die Feste liegt immer noch im Sperrgebiet und so war es nicht selbstverständlich, diese Feste mit Genehmigung der Armee besichtigen zu dürfen. In der Kaserne befinden sich zahlreiche gut erhaltene Wandmalereien aus der Zeit des I. Weltkriegs,  die die Besucher zum Staunen brachten. Eine der beiden 10 cm-Turmbatterien hatte nach den Kämpfen um Metz im Spätjahr 1944 den Sprengversuchen der US-Streitkräfte nicht standgehalten. So bot sich hier ein interessanter Einblick in den Betonaufbau des Jahres 1910. Die zweite 10cm-Turmbatterie war von der äußerlichen Substanz her noch intakt. Allerdings hatten hier die Amerikaner ebenfalls Sprengversuche vorgenommen, die zwei der drei Türme aus den Turmschächten heraushoben. Die Auswirkungen einer Hohlladung auf den Panzerstahl waren an einem der Türme deutlich ablesbar. Die Gruppe verließ die gastfreundliche A.D.F.M. mit einem „Danke“ für den interessanten und lehrreichen Tag sowie mit dem Vorsatz 2010 zum 100. Jahrestag der Fertigstellung der Feste Wagner wieder zu kommen.

R 506 klein

 

Nach einer regenreichen Nacht rissen am Samstag die Wolken genau zum richtigen Zeitpunkt auf und bescherten den Festungsforschern einen trockenen Tag. Diese sahen auf dem Schlachtfeld „Am Roten Berg“ des Deutsch-Französischen Krieges im Bereich der Spicherer Höhen zahlreiche intakte Bauwerke der 500er Serie. Die Anlagen waren nach dem Rückzug der französischen Armee von dieser beherrschenden Höhe ab Herbst 1939 gebaut worden. Die Ausblicke, die sich von hier oben sowohl nach Westen als auch nach Osten boten, ließen erahnen, warum sich gerade hier zahlreiche Artilleriebeobachter befanden. MG-Kasematten, Unterstände, ein Pak-Stand sowie ein Pak-Unterstellraum bildeten das weitere abwechslungsreiche Programm. Von besonderem Interesse waren die noch vorhandenen Scharten- und Deckenplatten. Die Schartenplatte des Pak-Standes war 1944 noch für die Aufnahme einer größeren Kanone umgebaut worden. Beschussschäden am Beton und an den Stahlplatten sowie in Panzergraben riefen in Erinnerung, dass auf den Spicherer Höhen auch 1944 / 45 gekämpft wurde. Ein zur Gedächtniskapelle umgebauter Grenzwachtstand der Maginotlinie bildete einen eindrucksvollen Gegensatz zu den Westwallanlagen.

 Nachdem es in der Nacht wiederum geregnet hatte kamen die Teilnehmer des Westwalltags am Sonntag wieder trocken davon. Im Jahr 2007 standen am Würzbacher Berg in der Nähe von Blieskastel zahlreiche Bauwerke auf der Abbruchliste der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Durch die Zusammenarbeit von VEWA und BUND konnten diese Anlagen erhalten und von der Abbruchliste genommen werden. Ein intakter Pak-Stand für 4,7 cm Pak (t) bildete den Auftakt des Tages. Die nächsten Bunker lagen im Steilhang. Trotz ihres gesprengten Zustandes konnte anhand der Pläne aufgezeigt werden, wie sie früher aussahen und welche Abmessungen sie eingenommen hatten. Nachmittags konnte der intakte und denkmalgeschützte Dreischarten-Turm Regelbau B1-23 von Jörg  Fuhrmeister besichtigt werden. Der Besuch einiger weiterer intakter Anlagen bei Blieskastel bildete den Abschluß des Westwalltags 2008.

 Im kommenden Jahr wird der 25. Westwalltag Ende Oktober wiederum im Saarland stattfinden.

 Für die Arbeitsgemeinschaft Westwalltag: Friedrich Wein

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